Die Tillandsien gehören zu der Familie der Bromeliengewächse und verführen den Gärtner mit einer großen Artenvielfalt, es gibt weit über 500 unterschiedliche Sorten. Die attraktive Pflanze kommt
weitestgehend ohne Substrat aus und lässt sich sowohl im Garten als auch in Wohnbereichen halten. Die Tillandsia ist ein erstaunlicher Anpassungskünstler und nimmt das zum Überleben notwendige
Wasser und wichtige Mineralien direkt aus der Luft auf, mit speziell dafür entwickelten Schuppen an ihren Blättern. Bei den Farbkombinationen gibt es die Auswahl zwischen grauen, grünen und
weißen Sorten, die mit aparten Blüten bezaubern.
Steckbrief
Anpassungsfähiger Überlebenskünstler
Gehört zu der Familie der Bromelien
Kommt sortenabhängig ohne Pflanzsubstrat aus
Kann sowohl in tropischen Regenwäldern als auch in wüstenartigen Steppen gedeihen
Gedeiht epiphytisch, d. h. auf anderen Pflanzen, in der Regel auf Bäumen und Kakteen
Überwiegend dienen die Wurzeln der Zierpflanze nur der Befestigung
Saugschuppen an den Blättern nehmen Mineralstoffe und Wasser aus der Luft auf
Breitgefächerte Sortenvielfalt, mit einem Farbspektrum von grün bis grau und weiß
Große Unterschiede im Erscheinungsbild der diversen Sorten
Bildet attraktive Blüten und dekorative Kapselfrüchte aus
Standort
Die Auswahl des richtigen Standortes für die Tillandsia ist abhängig von ihrer Herkunft. Die Pflanze und ihre diversen Sorten sind von Nord- bis Südamerika beheimatet und haben sich hier weite
Teile als Lebensräume erobert. Die Tillandsien können sowohl in trockenen Sandwüsten, als auch in tropischen Regenwäldern mit einem feuchten und heißen Klima überleben. Deshalb müssen vor der
Standortauswahl die Lebensbedingungen der Sorte bekannt sein und in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Die hierzulande im Fachhandel angebotenen Tillandsien sind relativ klein, sodass
sich selbst in kleinen Wohnungen ein geeigneter Platz finden lässt. Die folgenden Ansprüche sollte der Standort erfüllen:
Ist auf richtige Umgebungsbedingungen angewiesen: Genügend Licht, warme Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit
Je nach Sorte heller bis schattiger Standort
Bevorzugt windgeschützte Plätze
Zu starke Sonnenbestrahlung vermeiden
Ideal ist ein Fensterbrett im Wohnzimmer, mit ausreichendem Lichteinfall
Kann von Juni bis September in den Garten oder auf den Balkon umgesiedelt werden
Ist auf einen warmen Standort im Winter angewiesen
Untergrund
Da die meisten Sorten der Tillandsien keine Wurzeln ausbilden, eignen sich viele Stellen als Untergrund für diese Pflanzen. Die Wildformen in freier Natur leben auf Bäumen, auf Kakteen und
sortenabhängig auch auf dem Erdboden. Keine schnell verrottenden Unterlagen auswählen, da die Verrottung durch das Besprühen mit Wasser gefördert wird. Bei der Auswahl des Untergrundes sind die
folgenden Kriterien zu beachten:
Besonders attraktiv sieht eine Gruppe von mehreren Tillandsienarten auf einer Baumscheibe aus, die flach abgeschnitten wurde. Diese Gruppierung zeigt deutlich die Artenvielfalt dieser Pflanze.
Sehr dekorativ auf holzigen Unterlagen
Möglicher Bestandteil einer Blumenampel
Gedeiht auf Felsen, Mauern und Dächern
Alte Rebstöcke, Korkeiche sowie abgestorbene Wurzelteile verrotten nicht so schnell
Aufbinden
Damit die Tillandsia sicher auf ihrem Untergrund gedeihen kann, ist das Aufbinden der Pflanze sehr ratsam. Auf diese Weise können ihr bei einer Freilandhaltung auch starke Windböen nichts
anhaben. Manche Sorten bilden sogar feine Wurzeln aus, mit denen sie sich festhalten können. Diese Wurzel dient jedoch nur der Befestigung und nicht der Nahrungsaufnahme. Beim Aufbinden sind
folgende Vorgehensweisen möglich:
Für die feuchtliebenden Sorten ist das Aufbinden mit grobem Sumpfmoos ideal
Die großen und schweren Tillandsienarten mit stabilem Metalldraht oder Perlonschnur sicher an der Unterlage befestigen
Beim Aufbinden stets behutsam vorgehen, um die Pflanzen nicht zu verletzten.
Gießen und Düngen
Die Tillandsien sind relativ pflegeleicht, um nehmen das benötigte Wasser und die Nährstoffe aus der Luft auf. Dadurch entfällt das regelmäßige Gießen. Jedoch sind diese substratlosen Pflanzen
auf eine hohe Luftfeuchte angewiesen, um gedeihen zu können. Wenn diese am Standort nicht gegeben ist, muss nachgeholfen werden, unter der Beachtung der folgenden Kriterien:
Bei geringer Luftfeuchtigkeit zusätzlich mit lauwarmem Wasser besprühen
Nie komplett gießen!
Weiches und kalkfreies Wasser verwenden, idealerweise gefiltert
Bei Bedarf mehrmals wöchentlich besprühen
Bei einer Freilandhaltung kann die Pflanze die benötigten Nährstoffe aus der Umgebungsluft aufnehmen. Wenn die Tillandsia jedoch in geschlossenen Räumen gehalten wird, gestaltet sich diese
Aufnahme schon schwieriger. In diesem Fall sollte zusätzlich gedüngt werden, um die Pflanze konstant gesund zu halten und zum Blühen zu animieren. Die nachfolgenden Regeln gelten für das
Düngen der Pflanze:
Zusätzliche Nährstoffversorgung mit Flüssigdünger aus dem Fachhandel
Ideal ist spezieller Dünger für Tillandsien
In der Vegetationsphase zweimal monatlich düngen, ansonsten nur einmal
Arten
Die diversen Arten der Tillandsien werden grob nach den Farben kategorisiert, also nach grau, grün und weiß. Für die hiesigen Breitengrade sind bestimmte Arten besser geeignet, welche sich an die
örtlichen Standortbedingungen anpassen können und bei guter Pflege prächtig gedeihen.
Grünfarbige Sorten sind feuchte und eher kühle Klimabedingungen gewöhnt, Substrathaltung möglich, kein besonders hoher Lichtbedarf, bilden feine Wurzeln aus.
Graufarbige Tillandsien wachsen auf Bäumen und anderen hochwachsenden Pflanzen, weitestgehend wurzellos, brauchen deshalb kein Substrat, lediglich eine gute Befestigung, sind auf hohe Luftfeuchte
angewiesen.
Weiße Sorten stammen aus extremen Höhenlagen und wachsen auf Bäumen, Steinen, Kakteen, Sanddünen und in Felsenspalten, kommen mit direkter Sonne und kalten und trockenen Wetterlagen zurecht.
Weiße Tillandsien sind für die ganzjährige Garten- und Balkonhaltung geeignet, wenn ein entsprechender Winterschutz besteht.
Heimische Sorten
Tillandsia usneoides, auch Louisianamoos oder Spanisches Moos genannt, Wuchsform einer Bartflechte
Tillandsia funckiana, bildet Stämmchen aus, strahlend rote Blütenfarbe
Tillandsia excelsa, Trichterbromelie mit grünen Blättern und überhängendem Blütenstand
Tillandsia ionantha, gut für Holzunterlagen geeignet, bildet schnell Kindel aus
Tillandsia fasciculata, lange Blätter und rote Blütenfarbe
Tillandsia flabellata, gedeiht hervorragend im Gewächshaus, längliche Blätter und rote Blütenstände
Blüten, Blätter und Vermehren
Wenn die Tillandsien mit viel Sonne gedeihen können, wird die Blühwilligkeit positiv beeinflusst. Dieser Prozess kann sich jedoch einige Zeit hinziehen und hängt stark von der Umgebung ab.
Oft dauert es viele Jahre, bevor eine Tillandsia zu blühen beginnt
Bei vielen Sorten läutet die Blüte das Ende des Lebens ein
Sobald die Blüte verwelkt ist, geht die Pflanze ein
Farbenfrohe Blütenstände, überwiegend leuchtend rot, lila, gelb
Bei guten Umgebungsbedingungen, also bei ausreichendem Lichteinfall und einer hoher Luftfeuchtigkeit, bilden viele Arten innerhalb von wenigen Jahren Tochterpflanzen aus. Darüber hinaus lassen
sich die Tillandsien auch durch die Bestäubung und Samenbildung vermehren. Beim Vermehren gelten folgende Aspekte:
Wenn am Stamm kleine Jungpflanzen hervorsprießen, diese vorsichtig entfernen und an einem neuen Standort unterbringen
Beim Umsetzen auf die gleichen Standortbedingungen wie bei der Mutterpflanze achten
Zur Bestäubung werden weitere Tillandsien derselben Sorte benötigt
Bestäubung erst nach der Blüte möglich, die oft erst nach einigen Jahren erfolgt
Nach der Blüte sterben die meisten Tillandsien ab, deshalb sollten die Tochterpflanzen vorbeugend als Ersatz gepflanzt werden
Krankheiten und Schädlinge
Die Tillandsien sind sehr robust und nicht besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Wenn die jeweilige Standortansprüche der Sorte jedoch nicht erfüllt werden und das Immensestem der
Pflanze einmal geschwächt ist, ist diese Parasiten und Pilzen hilflos ausgesetzt. Die folgenden Symptome sind ein erstes Anzeichen für einen schädlichen Befall:
Ins Auge fallende Beläge
Feine Weben, klebrige Fäden und die Blätter überspannende Netze
Modrige und faulige Gerüche
Löcher durch Fraß
Pflanzenschutzmittel und Fungizide aus dem Fachhandel schaffen Abhilfe
Überwintern
Wenn die Tillandsien im Wohnbereich oder im Gewächshaus stehen, ist keine spezielle Vorbereitung für den Winter notwendig. Lediglich bei der Freilandhaltung ist ein zusätzlicher Frostschutz oder
ein adäquates Winterquartier erforderlich. Beim Überwintern sind folgende Aspekte wichtig:
Im Freien lebenden Tillandsien brauchen im Winter einen vor Wind und Wetter geschützten Standort
Nur die weißen Sorten, die ursprünglich aus extremen Höhenlagen stammen, können den hiesigen Winter unbeschadet überstehen
Ergänzend mit wärmendem Vlies abdecken
Winterquartier muss frostfrei, hell und feucht sein
Dunkle und muffige Räume, wie Keller und Garagen, sind denkbar ungeeignet
Zu Beginn des Herbstes, noch vor den ersten Frostnächten, in das Winterquartier umziehen
Auch im Winter Pflanze ab und an mit feinem Sprühnebel befeuchten
Vorsicht vor verbotenem Handel!
Gerade zur Weihnachtszeit wird der Markt mit Tillandsien überschwemmt, da die Pflanze ein dekoratives Geschenk ist und die kalten und trüben Wintertage verschönert. Jedoch wird in den
Ursprungsländern ein weitverbreiteter Raubbau mit den Tillandsien betrieben, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können. Das Pflanzenvorkommen ist aus diesem Grund stark dezimiert worden
und wurde in vielen Regionen unter Artenschutz gestellt. Damit diesem Treiben ein Ende gesetzt wird, sollten die Tillandsien nur aus dem Fachhandel bezogen werden und hierzulande gezüchtet sein.
Auf diese Weise lassen sich verbotene Wildsammlungen unterbinden und das Weiterbestehen der Pflanze in ihren Heimatländern ist garantiert.
Häufig gestellte Fragen
Wie oft muss ich meine Tillandsien gießen?
Am besten gar nicht, da diese Pflanze ihren Wasserbedarf mit der Luftfeuchtigkeit der Umgebung abdeckt. Das Wasser aus der Luft wird durch feine Saugschuppen auf den Blättern gewonnen. Wenn die
Tillandsia in einer Wohnung mit eher trockenen Bedingungen steht und hier eine niedrige Luftfeuchte herrscht, sollte die Pflanze mehrmals wöchentlich mit einem feinen Wasserdampf besprüht werden.
Optimal ist dafür weiches, kalkfreies und lauwarmes Wasser.
Wie finde ich den besten Standort für meine Tillandsia?
Da sich die Standortansprüche der Tillandsien sortenabhängig extrem verändern, sollte die Art bei der Standortauswahl bekannt sein. Da sich die diversen Sorten viele Lebensräume mit
unterschiedlichen Lebensbedingungen erschlossen haben, können die Ansprüche von hell, trocken und warm bis hin zu feucht, kühl und schattig variieren. Beim Einkauf im professionellen Fachhandel
ist normalerweise ein Hinweisschild an der Pflanze befestigt, das alle notwendigen Informationen enthält.
Wie vermehre ich meine Tillandsien?
Bei guter Pflege und optimalen Standortbedingungen bildet die Tillandsia von selber Tochterpflanzen aus, die sogenannten Kindel. Diese sind ganz behutsam von der Mutterpflanze zu entfernen und an
einem neuen Standort zu bringen, der die gleichen Voraussetzungen wie der alte offeriert. Die Vermehrung ist auch durch Bestäubung möglich, dies erfordert jedoch sehr viel Erfahrung und weitere
Pflanzen derselben Sorte.